Hospizabend

mit Michael Strodt

Ars moriendi

Die Christen und der Tod

"Ars moriendi", zu deutsch: Sterbekunst oder Sterbekultur, ist ein Wort des späten Mittelalters, einer Zeit also, als keineswegs ruhig, harmonisch oder gar "kunstvoll" gestorben wurde, sondern dramatisch, plötzlich und massenhaft. Insbesondere die Herrschaft der Pest ließ den Tod zu einem zentralen sozialen Thema werden, das nach Bewältigung geradezu schrie und ohnehin alles entstellte. Das Wort "Kunst" in diesem Zusammenhang deutet wohl eher auf die Kunst der geschickten Kompensation hin, die ja wohl auch eher einer griechisch-stoischen Kultur angehören dürfte und einer gegenwärtigen Bedürfnislage entspricht, die tatsächlich so etwas wie eine Sterbepädagogik fordert und lernen möchte zu sterben. Mit diesem Hospizabend soll es darum ausdrücklich nicht gehen, sondern um eine biblische Vergewisserung, ohne die wir Christen weder den Tod und die heutige Aufgabe begreifen, noch mit der spätmittelalterlichen Ars-moriendi-Literatur umgehen oder uns angemessen über die neuzeitliche Sterbekunst des "natürlichen Todes" informieren können. Dabei fragen wir, allgemeiner, nach dem Umgang der Christen mit dem Tod und danach, wie ihre Haltung eine überzogene Leistungsorientierung vermeidet, die auch noch das Sterben zu kontrollieren und zu optimieren versucht.

Wenn die Frage nach Tod und ewigem Leben dabei weniger nach Art einer ausschließlich jenseitsfixierten Theologie der "Letzten Dinge" noch aus der Perspektive einer gesellschaftlich bewusstlosen und unkritischen Apologetik besprochen werden soll, muss einerseits immer auch auf die Gestalt des im Leben präsenten, und das heißt insbesondere des "sozialen" Todes geachtet werden, andererseits auf Formen der Kritik, die vor allem neuzeitlich, im Namen eines "natürlichen Todes", gegen ein missbrauchtes "memento mori" erhoben wurde. Das heißt, der Hospizabend wird deutlich machen, inwieweit die wirklichen Widersprüche, Leiden und Hoffnung der Menschen theologisch zusammengefasst und im Sinne einer rechtverstandenen Apologie des Glauben produktiv verarbeitet werden können.


Termin : Dienstag, den 27. November 2012 um 19:30 Uhr
Ort :
im Konferenzraum des Hümmling Hospital in Sögel
Referent :
Michael Strodt (Theologe und Seelsorger)
Anmeldung :
bei Michael Strodt (Tel. 0173 / 26 89 234)
Literatur :
Tiemo R. Peters: Tod wird nicht mehr sein, Zürich/Einsiedeln/Köln 1978.

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