Das vorliegende Buch von Matthias Thöns, der als niedergelassener Palliativarzt vielfältige Erfahrungen mit der Übertherapie am Lebensende gemacht hat, bricht ein lange gehegtes Schweigen unter Ärzten. Viele wissen es, keiner sagt es: Die Welt vieler Kliniken wird von Ertrag und Gewinn regiert. Da das Abrechnungssystem nach DRG im Besonderen auf schwere Diagnosen und ihnen folgende große Eingriffe fußt, sind Sterbenskranke hier besonders "leichte Beute". Das vorliegende Buch ist ein wichtiger Beitrag dagegen. Mit großer Detailkenntnis schreibt Matthias Thöns vom "Geschäft mit dem Lebensende", das mit "Patient(en) ohne Verfügung" in den deutschen Kliniken gemacht wird. Inzwischen spricht auch der deutsche Ethikrat von einer "besorgniserregenden Entwicklung in der Krankenhausmedizin" und von einer "Konzentration auf besonders gewinnbringende Behandlungsverfahren". Prof. Gerlach, immerhin der Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, spricht sogar von einer "organisierten Verantwortungslosigkeit", von "falschen Anreizmodellen für Ärzte, zu vielen Krankenhäusern und viel zu vielen unnötigen Leistungen". Und in der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" konnte man Anfang des Jahres lesen, dass es der wichtigste Faktor gegen Übertherapie sei, die Gier der Medizinindustrie durch strukturierte Gebührenordnungen zu begrenzen. Was hilft sind für Thöns mutige Ärzte und Pflegekräfte, die sich dem System widersetzen. Was hilft sind entsprechende Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten. Was hilft ist aber vor allem auch eine gute Hospiz- und Palliativversorgung.