Lange war "Trauerarbeit" in der Tradition der Psychoanalyse von Sigmund Freud, aber auch der Bindungstheorie von John Bowlby oder der Phasenmodelle im Anschluss an Elisabeth Kübler-Ross und Verena Kast darauf ausgerichtet, Gefühle und Erinnerungen vom Verstorbenen abzulösen, Abschied zu nehmen und loszulassen. Margarete und Wolfgang Stroebe haben zusammen mit Henk Schut darauf hingewiesen, dass diese Zielrichtung nicht weltweit gilt und auch für die westlichen Industriegesellschaften erst ab dem 20. Jahrhundert. Das Bedürfnis und die Fähigkeit, "fortdauernde Verbindungen" zu gestalten, wie sie insbesondere Dennis Klass seit 1996 ins Gespräch gebracht hat, gehört inzwischen zu den Grundlagen in der Arbeit vieler TrauerbegleiterInnen und TrauerforscherInnen, genauso wie die Konzepte der "Rekonstruktion von Bedeutungszusammenhängen" von Robert Neimeyer, der "aberkannten Trauer" von Kenneth Doka und das Aufgabenmodell nach William Worden. Dennoch hält z.B. Tony Walter Trauerbegleitung und Trauergruppen immer noch für die zweitbeste Wahl. Und Luise Reddemann macht mit Hilfe der Resilienzforschung darauf aufmerksam, dass in allen Menschen so etwas wie eine "Überlebenskunst" schlummert, mit der sie schwierige Situationen gesund überstehen. George Bonanno hat dafür den Begriff "pragmatisches Coping" geprägt, im Sinne von "Erlaubt ist, was hilft". Der Hospizabend will der Frage nachgehen: Welcher dieser neuen Trauerwege hilft mir, welcher Umgang mit meinen eigenen Trauererfahrungen passt am besten zu mir?
Termin : |
Dienstag, den 29. Oktober 2013 um 19:30 Uhr |
Ort : |
im Konferenzraum des Hümmling Krankenhaus in Sögel |
Referent : |
Michael Strodt (Krankenhausseelsorger und Trauerbegleiter) |
Anmeldung : |
bei Michael Strodt (Tel. 05952 / 209 25 42) |