Hospizabend
mit Michael Strodt
Über den Trost
Sein Segen ist überaus kostbar und rar
Wie der Segen, so ist auch der Trost nicht verfügbar. Und ich tue mich schwer, ihn zu begreifen. Die sogenannte Welt spendet ihn nicht. Aber die Religion als solche spendet ihn auch nicht. Auch die christliche nicht. Trösten kann mich der Glaube, der mich vor und mit Gott in der Endlichkeit leben lässt. Ganz sicher aber tröstet die Aufmerksamkeit, die wir für einander haben, dort wo wir einsam sind, verzweifelt, vielleicht tödlich erkrankt. Hier hilft nicht der Trost der wohlfeilen Worte und Überzeugungen - man denke an die Freunde Hiobs. Hier tröstet alleine ein Du, das mir nahe ist und die Zeit und Gefühle mit mir teilt. Und wo das geschieht, davon bin ich überzeugt, da ist Gott. Der Gott allen Trostes. Egal, ob er, Gott, dabei ausdrücklich angerufen wird oder nicht. Aber dieser Gottestrost wird heute in Zeiten der Gotteskrise immer unwahrscheinlicher. Statt Trost gibt es Vertröstungen, in Gesellschaft und Religion. Vertröstung ist Trost als Beschwichtigung, als Beruhigung und frommer Wunsch, oder gar Betrug. Der wirkliche Trost ist der, der nicht betrügt, sondern befreit. Unser Hospizdienst ist nicht zuletzt die Suche nach diesem wahren Trost. Sein Segen ist überaus kostbar und rar.
Wir Seelsorgenden spenden also keinen Trost – auch wir Hospizhelfer:innen sollten das nicht versuchen. Spenden kann man ja nur, was man hat. Trost aber ist kein Besitz – wie Geld, ein Haus, ein Fahrrad. Auch wir Seelsorgenden von der Kirche besitzen ihn nicht, den Trost.
Trotzdem spenden wir: unsere Zeit, unsere Aufmerksamkeit, unser offenes Ohr. Und unsere Verschwiegenheit. So kommen wir miteinander ins Gespräch. Über das Leben, über das Leid – wie die Menschen es möchten. Was ihnen auf der Seele liegt, wird in Worte gefasst oder in Schweigen. Gefühle, die das Herz beschweren, können einen Weg nach draußen finden. Tränen können abfließen. Erleichterung für Herz und Seele.
Wir Seelsorgenden glauben, dass Gott bei diesem Gespräch dabei ist. Auch wenn wir ihn nicht immer beim Namen nennen. Aber in der Gestalt der Hoffnung ist er da.
Und wo bleibt nun der Trost? Er wird kommen – wie ein Wunder. Das "spenden" wir Seelsorgenden: Wir möchten an der Seite der Menschen sein. Mit ihnen Geduld üben und dem Wunder des Trostes wie einem Vogel die Hand hinhalten. Und mit ihnen warten, bis er sich darauf niederlässt.
Termin : |
Dienstag, den 30. Juli 2013 um 19:30 Uhr |
Ort : |
im Konferenzraum des Hümmling Krankenhaus in Sögel |
Referent : |
Michael Strodt (Theologe und Pädagogen, Pastoralreferent und Trauerbegleiter) |
Anmeldung : |
bei Michael Strodt (Tel. 05952 / 209 25 42) |
Literatur : |
Tiemo R. Peters / Claus Urban (Hg.) Über den Trost - Für Johann Baptist Metz
|
|